VON WURMBSCHER FAMILIENVERBAND
THE VON WURMB FAMILY ASSOCIATION

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 Chronik

Die Geschichte des Schlosses Lausnitz

Nach einem Bericht von Maria v. Below, geb. v. Wurmb

Das Rittergut Lausnitz befand sich 200 Jahre im Besitz der Familie v. Wurmb, sofern man den Schwiegervater der Christine v.Mader mitrechnet. Deren Tochter heiratete den ersten Lausnitzer der Wurmbs aus dem Hause Wolkramshausen. Vorher hat nachweislich die Familie von Stein 250 Jahre in Lausnitz gesessen.

Wer Lausnitz kennt, kann sich gut vorstellen, dass dieses Fleckchen Erde seinen Besitzern ans Herz wuchs, so dass sie sich nicht freiwillig davon trennen mochten. Das Dorf Lausnitz liegt oberhalb des Orlatales, in den Ausläufern des Thüringer Waldes, im Städtedreieck von Jena-Saalfeld-Gera. Landschaftlich bietet es sanfte Höhenzüge, Täler, Laub- und Nadelwald, frische Quellen, kleine Bäche und fischreiche Teiche.

Im Ort gab es seit 1458 (nachweislich) bis 1945 zwei Rittergüter. Mit ihnen war schon vorher und dann bis 1705 die Familie v. Stein belehnt. Sie standen im getrennten Besitz von Brüdern oder Vettern dieser gleichen Familie. Im Jahre 1554 übernahm Kunz v. Stein (Vater) beide Güter. Aber schon in der nächsten Generation wurde zwischen zweien seiner Söhne wieder die Teilung vorgenommen. Über diese erste Hauptteilung fand sich ein Vermerk in den Büchern der zuständigen Pfarrei Neunhofen aus dem Jahre 1564. Aus den Neunhofener Kirchenakten wissen wir auch, dass der zuerst genannte Teil das "Untere Gut Lausnitz" umfasste. Dieses hatte Kunz v. Stein (Sohn) in Besitz. Ob der untere Teil der Rittergüter an erster Stelle steht, weil ihn der ältere Bruder bekam, oder ob er als der wichtigere Teil oder sogar als das alte Stammgut angesehen wurde, lässt sich nicht sagen.

Was vom Lausnitzer Haus noch aus dieser Zeit stammt, ist für mich zur Zeit nicht feststellbar. Die Wetterfahne auf dem Turm trug die Initialen der Familie v. Stein. Ganz sicher muss ein Gebäude mit Kreuzgewölbe auf dem Hof in diese Zeit datiert werden. Es wurde viel später als Kuhstall genutzt. Dieses soll überhaupt das älteste in der Umgebung von Lausnitz gefundene Gebäude sein. Es stand noch auf älteren Grundmauern. Sie mussten schon sehr stabil gewesen sein, denn Lausnitz heißt in der Übersetzung "Sumpfdorf". Ausgerechnet dieses Gebäude wurde nach der kommunistischen "Bodenreform" gesprengt, damit die Hofeinheit zerstört werde!

In Lehfeldts "Bau- und  Kunstdenkmäler  Thüringens" aus dem Jahre 1897 wird zum Herrenhaus des Unteren Hofes festgestellt: "Das Haus ist neu. Im Inneren befinden sich zahlreiche ältere und prächtige Werke der Kunst und des Kunstgewerbes." Das Haus war natürlich, kurz vor 1900, nicht neu. 1772, also in dem Jahr, bevor Christine Lewenhaupt Lausnitz als Alleineigentümerin übernahm, wurde das Haus gründlich renoviert. Eine zweite Renovierung erfuhr es durch Richard v. Wurmb im Jahre 1870. Dabei wurde es umgebaut und erweitert und verlor dadurch seinen ursprünglichen Stil. Diesen Umbau hätte mein Vater, Lutze v. Wurmb, zu gerne revidiert. Leider kam es nicht mehr dazu. Ich wüsste gerne, wie das Haus vorher ausgesehen hat, habe aber leider keine Unterlagen darüber gefunden. Der zweiten Aussage im Lehfeldt kann nur zugestimmt werden:

Die untere Etage, und teilweise auch das Obergeschoss, waren mit wunderschönen Rokokomöbeln eingerichtet. Es gab noch zwei alte Öfen, die das Monogramm des Grafen Ellroth trugen. Im herrlichen Vorzimmer des Obergeschosses gab es als Tapeten Malereien auf Leinwand, Genreszenen, eingefasst mit Rokokoleisten in Rot und Gold. Dort befand sich auch ein Rokokoschränkchen mit schwarzem Böttgergeschirr. Im Saal gab es eine sehr umfangreiche Sammlung von Meißner Tellern. Bis 1945 konnte ein Geschirr "Ostindische Kompanie, erste Meißner Nachahmung" beim Diner benutzt werden.

Eine alte Bibliothek mit zum Beispiel handschriftlichen Aufzeichnungen aus dem Bayreuth des 18. Jahrhunderts und alten Reiseberichten aus aller Welt (China, Indien, Afrika und Sibirien) lassen   vielseitiges   Engagement   und   großes Interesse der Besitzer ahnen. Im Gemäldeverzeichnis von Lausnitz waren u. a. aufgeführt: Vier Bilder von Pesne, zwei Bilder von Krafft d. Ä., drei Bilder von Graff, sieben Bilder von Rotari, auch Honthorst und Sylvestre waren vertreten. Das Gemälde der Wilhelmine von Bayreuth wurde von meiner Großmutter Wera v.Wurmb, geb. v.Seydlitz und Ludwigsdorf, in der schweren Zeit - Ende der 1920er Jahre - an die Universität in Erlangen verkauft. Das war sehr sinnvoll, weil Wilhelmine von Bayreuth dieselbe gegründet hatte. Durch diesen Notverkauf ist das Bild heute erhalten.  

Der Park wurde in Terrassen bis auf die Höhe vor dem Gutshaus geführt. Die Terrassen waren von schmiedeeisernen Gittern mit dazwischen gesetzten barocken Putten begrenzt. Die Parkhöhe zierte ein barockes Teehäuschen, dessen Schieferdach eine Kreuzblume trug. Das Kleitschhaus war das weithin sichtbare Wahrzeichen des Unteren Hofes in Lausnitz. Es wurde nach der Bodenreform niedergerissen. Im Park fanden sich u. a. Amerikanischer Gelbholzbaum, Ginkgo, Pyramiden- und Bluteiche. Es gab in Lausnitz eine Orangerie, möglicherweise befand sie sich auf den Mauerstufen zwischen der ersten und zweiten Terrasse.

Alle fünf Wurmbs auf Lausnitz waren im Kadettencorps in Dresden erzogen worden. Lutze hatte in Göttingen Landwirtschaft studiert und übernahm 1932 die Bewirtschaftung von Lausnitz. Er sanierte den Betrieb aus desolater Finanzlage, indem er Kiesbrüche und ein Lastfuhrunternehmen einrichtete. Bei Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er eingezogen und fiel 1943 bei Korostyschew in Russland. Lutze durfte wegen politischer Unzuverlässigkeit erst im Mobilmachungsfalle Offizier werden, wurde 1939 als Leutnant eingezogen und nach seinem Tode zum Major befördert. 

Die Witwe des Lutze v. Wurmb erhielt nach der sogenannten Bodenreform (das heißt der entschädigungslosen Wegnahme allen betrieblichen und privaten Eigentums) im September 1945 ein Restgut von Lausnitz  wegen der antifaschistischen Gesinnung der Eigentümer zurück, wurde dann aber am 13. Oktober 1945 doch enteignet. 

Das Gutshaus wurde erst als Jugendheim und dann viele Jahre als Altersheim genutzt. Zum Zeitpunkt der Wende war das Gutshaus bereits seit mehr als 6 Jahren nicht mehr bewohnbar. Das alte Schieferdach, das undichte verglaste Treppenhaus im Innenhof, zugige kaputte Fenster und die teilweise dünnen Außenwände hätten einen grundlegende Sanierung erforderlich gemacht, zu der es aber nie kam.

Das Fachwerkgebäude an der Strasse, vormals Schafstall, wie die alten steinernen Futtertröge im Keller noch heute belegen, und Wohnhaus der auf dem Gut Beschäftigten wurde vor 50 Jahren abgetragen und in Ziegelbauweise mit vielen kleinen Zimmern für das Altenheim neu errichtet. Dieses  wurde 1991 saniert. Neben 3 kleinen Wohnungen befand sich dort das Büro der von Lothar v. Wurmb gegründeten Lausnitzer Baugeräte GmbH. Sie nutzte ebenfalls die dazugehörige Scheune und die Freiflächen im Hof. Geschäftsführer sind heute Lutze v. Wurmb und Lutz Dewaldt. Die Firma  verkauft, vermietet und repariert Baumaschinen.

Was geschah seit dem Jahr 2000:

Im Nebengebäude befinden sich heute 4 Miet-Wohnungen, da die Lausnitzer Baugeräte GmbH nach Pößneck umgezogen ist. Die Firma befindet sich heute auf einem großzügigen Gewerbegrundstück in einem Gewerbegebiet von Pößneck. 

2001 begannen die Sanierungsarbeiten am Gutshaus und Park durch  Alexe v. Wurmb. Das Gutshaus wurde zur Hälfte abgerissen. 2007 haben die Wurmbs das alte-neue Haus bezogen. Da es sich bei der Sanierung und dem Erhalt der Anlage um ein Lebenswerk handelt - man bräuchte vielleicht sogar zwei Leben -  sind die Arbeiten nie wirklich abgeschlossen. Seit 2011 finden Feste und kulturelle Veranstaltungen im Park statt. Aktuelle Informationen findet man unter http://www.rittergut-lausnitz.de/.


Das Erbbegräbnis in Neunhofen

Nach einem Bericht von Maria v. Below, geb. v. Wurmb

Die Gräber auf dem Erbbegräbnis in Neunhofen sind erhalten und werden gepflegt. Es befinden sich dort das Grab meines Ur-Urgroßvaters Richard mit einer sehr schönen Eisenplatte, daneben die Gräber meiner Urgroßeltern Alfred und Rosa. An der Wand ist eine Gusseisenplatte mit den Namen der Christine Lewenhaupt, der Maders, Friedrich v. Wurmb und eine kleine Steintafel für Dorothee v. Wurmb, der Schwester meines Großvaters, die in Kairo starb. 

Nach der vollständigen Restaurierung der Grabstätte durch die Geschwister Lutze v. Wurmb und Alexe Dreute, geb. v. Wurmb wurden im Jahre 2002 Ihre Eltern Lothar und Gundula, geb.v.Pawel, mit ihrer Schwester Anne in Neunhofen beigesetzt.

Rechts der gußeisernen Gedenktafel ist eine Sandsteinplatte angebracht worden. Diese zum Andenken an Alfred v.Wurmb und seine Frau Rosa geb. v. Breitenbuch, ihren im ersten Weltkrieg in Frankreich gefallenen Sohn Lothar und seine Frau Wera, geb. v.Seydlitz, sowie den letzten Eigentümer des Gutes Lutze, seine Frau Brigitte, geb. v.Trebra, und ihren Sohn Leopold.

Ich finde das sehr gut so, weil nun auch die Namen all derer, die nicht dort beigesetzt sind und eigentlich hätten dort beigesetzt sein sollen, festgehalten sind.

 

Inneneinrichtung vor 1945

Lausnitz im Juni 1993

 

Lindenallee

 

Blick vom Schloss zur Kirche

Der Gingkobaum im Lausnitzer Park

 

August 2002: Renovierung von Lausnitz

Lausnitz nach der Renovierung in 2010 mit Blick auf den Park

Das Erbbegräbnis in Neunhofen



 

15.10.2012